Das regionale Naturschutzgebiet Valle Cavanata wurde per Regionalgesetz Nr. 42 vom 30. September 1996 geschaffen und umfasst neben Valle Cavanata auch den Averto-Kanal und den ihn umsäumenden Waldgürtel. Das Schutzgebiet liegt im östlichen Teil der Lagune von Grado, der durch Dämme separiert, mit regulierbaren Meeres-Schleusen versehen und in ein für die Fischkultur genutztes Gebiet umfunktioniert wurde, das bis 1995 bewirtschaftet war. In den Lagunen der nördlichen Adria gibt es zahlreiche natürliche Lebensräume, die vom Mensch verändert wurden; eine ganz besondere Bedeutung kommt dabei den so genannten Valli da Pesca (von lat. vallum = Wall, Mauer, Schutz) zu. Es handelt sich um seichte Lagunenbereiche mit Salzmarschen (barene) und Untiefen (velme), die von den umliegenden Gewässern abgetrennt und hydraulisch isoliert sind und für die Fischzucht verwendet werden. Der Wasserpegel innerhalb dieser Becken wird über regulierbare Schleusen auf einem optimalen Stand gehalten.
Mit ihren 250 ha ist die Valle Cavanata heute eine der ausgedehntesten Valli da pesca der Lagune von Grado. Dabei ist sie nur ein Bruchteil jener Valle, die im Laufe der großangelegten Urbarmachung in den 1920er und darauffolgenden Jahren im Lagunen- und Sumpfgebiet geschaffen wurde und die – nachdem sie in den 1930ern komplett mit Dämmen umgeben worden war – eine etwa dreimal so große Fläche wie die heutige bedeckte und als Fisch- und Jagdgebiet genutzt wurde. Etwa zur gleichen Zeit wurde das östlich der heutigen Valle gelegene Gebiet für landwirtschaftliche Zwecke urbar gemacht und weitere Sümpfe trockengelegt; zudem wurde die Meermündung des Canale Averto – ein alter Flussarm des Isonzo, der während der hier durchgeführten Urbarmachungskampagne (Bonifica della Vittoria) zu einem Ableitkanal umfunktioniert worden war – versperrt. In den 1950er Jahren wurde die Urbarmachung der nördlich gelegenen Gebiete abgeschlossen, wobei die Fläche der Valle drastisch bis auf die heutige Größe reduziert wurde. Nach den Überschwemmungen von 1965 und 1966 wurde der Damm zum Meer verstärkt, der Averto-Kanal geschlossen und der heutige Strand geschaffen.
Im Sinne der Ramsar-Konvention ist die Valle Cavanata ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, und bietet vielen Vögeln ausgezeichnete Rast- und Brutmöglichkeiten. Bisher wurden über 260 Vogelarten gemeldet.
Das Symbol des Schutzgebiets ist die 1984 wieder angesiedelte Graugans (Anser anser). Seit 1987 wächst die Population beständig und zählt aktuell rund einhundert Exemplare.
Im Jahr 1995 wurden alle mit der wirtschaftlichen Nutzung der Valli verbundenen Tätigkeiten eingestellt, in der Absicht, durch die Regelung der Wasserpegel vor allem günstige Bedingungen für Vögel zu schaffen.
Das regionale Naturschutzgebiet Valle Cavanata wurde 1998 zusammen mit der Sandbank Mula di Muggia als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (FFH-Gebiet und Europ. Vogelschutzgebiet (BSG)) vorgeschlagen, wie sie in der Richtlinie 92/43/EWG, der so genannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (kurz FFH-Richtlinie) vorgesehen sind. Gemäß dieser benennen die EU-Mitgliedsstaaten Gebiete innerhalb ihres eigenen Territoriums, die Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräume umfassen, die im Anhang der Richtlinie gelistet sind. Deren Erhaltung ist europaweit von prioritärer Bedeutung. Die Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung gehören zu einem zusammenhängenden europäischen Netz von Schutzgebieten, das Natura 2000 genannt wird.