Das Watt liegt vor der Strandlinie und besteht aus weitläufigen schlammigen Bereichen, die bei Ebbe trockenfallen. An der Oberen Adria ist der Tidenhub recht groß und gehört zu den Höchsten, die im Mittelmeer verzeichnet werden. Die Normalwerte liegen um 60 cm (Höchstwerte über 1 m) und sind sowohl den besonderen Klima- und Wetterbedingungen, als auch der Form des Beckens geschuldet.

Das Watt ist ein so genannter Extremlebensraum: hier fällt Süßwasser an; es gibt keine Wärmespeicherung, da sich die Flächen im Vergleich zum Meer schnell erwärmen oder abkühlen; bei sehr hohen Temperaturen kommt es zu verstärkter Verdunstung mit teils beachtlichem Anstieg des Salzgehalts in der Luft. Diese ökologischen Bedingungen wirken sich günstig auf die Entwicklung von Phytoplankton, Algen und marinen Blütenpflanzen aus. Die Blätter dieser Blütenpflanzen bzw. die Halme des Seegrases sind jene grünen Streifen, die häufig auf dem Wasser schwimmen oder an den Sandstrand gespült werden. Marine Blütenpflanzen gehören zu den Höheren Pflanzen oder Gefäßpflanzen; sie leben verankert in sandig-schlammigem Substrat und wachsen zumeist in Unterwasserwiesen. Sie bilden richtige Blüten und Früchte, haben bänderartige Blätter, einen im Grund verlaufenden Stiel und einen Wurzelapparat. In der Gezeitenzone leben unzählige Wirbellose, vor allem Krebse und Weichtiere wie die Gemeine Venusmuschel (Chamelea gallina), die gekreuzte Teppichmuschel (Tapes decussatus) und die typischen Schwert- und Scheidenmuscheln (Ensis minor, Ensis ensis, Solen marginatus). Für die Tiere ist das Leben in den Gezeitengewässern kein leichtes Unterfangen, da sich deren Salzgehalt und Temperatur ständig ändern. Organismen, die große Schwankungen im Salzgehalt des Wassers tolerieren, heißen euryhalin; solche, die große Temperaturschwankungen ertragen können, heißen eurytherm. Im Watt bringt die Strömung Nahrung und Sauerstoff, während bei Ebbe die Organismen starker Sonneneinstrahlung, Verdunstung und Räuberdruck durch Vögel ausgesetzt sind. Das Watt ist besonders beliebt bei Watvögeln, deren Füße und Schnäbel ideal an die Nahrungssuche in diesen schlammigen Böden angepasst sind.